Durch Tormann R. Enke wurde der Suizid wichtiges öffentliches Thema. Das vielen immer noch peinliche Thema der psychiatrischen Erkrankung wurde leider nicht so enttabuisiert wie es zu erwarten gewesen wäre. Ungeahnten Höhenflug erlebt bis heute aber das Burnout - Synonym .Eine Störung, von der inzwischen jeder alles zu wissen glaubt, aber eigentlich nichts verstanden hat. Klar ist nur, die Diagnose adelt die Betroffenen, weil sie zu belegen scheint,dass der Kranke sich überanstrengt hat,im Job,in der Familie, in der Gesellschaft,für Andere.Das trifft meist zeifellos zu, beschreibt auch primär einen Zusammenhang zur problematischen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Als ärgerlich empfinde ich, dass den an Depression erkrankten nach wie vor der Makel von Schwäche angehaftet wird.Das ist bedauerlich und falsch und dafür gilt es noch Verständnis zu entwickeln.
Was geschah im Fall Hitzlsperger, der mehr oder weniger mutig nach seiner Karriere ein `Comingout` als Schwuler vollzog? Eine kurze Zeit andauernde Woge intensiven Schulterklopfens, ein meist wenig hilfreiches und oberflächliches Durchhecheln des Themas in den üblichen Talkshows und - Funkstille, und bald war alles Schnee von gestern. Solange sich nicht einige aktive Stars zu outen trauen, wird sich im Bereich Männersport /Schwulsein wenig ändern.Denn nur das brächte Schwung in die Diskussion.Und Vorsicht: Reaktionäre rüsten nicht nur in Russland und Uganda auf.
Was lehrt nun der `Fall` Edathy? Er zeigt zunächst peinliches Versagen führender Politiker auf. Hinweise auf nur möglicherweise straf -relevantes Verhalten werden durchgesteckt, gelangen an die Öffentlichkeit und führen zur schnellen, populistischen `Hinrichtung` des Verdächtigen. Weder Friedrich noch Gabriel noch Oppermann werden hier ihrer Fürsorgepflicht gerecht – einfach peinlich. So wie das angestrebte Parteiausschlussverfahren der SPD für Edathy - populistisch und ignorant.Man fühlt sich an Gerhard Schröders unsäglichen Ruf nach "Wegsperren" erinnert. Nur zögerlich nehmen auch Deutschlands führende Sexualforscher an der Diskussion teil. Dabei ergibt sich der zu erwartende Befund: 1. Niemand kann sich seine sexuelle Präferenz aussuchen 2. Mehr als die Hälfte aller sexuellen Übergriffe auf Kinder werden von Erwachsenen begangen, die nicht homophil sind 3. Für die Opfer der Missbrauchs-Skandale der jüngeren Vergangenheit wurde bisher wenig getan – ein Skandal 4. Die Wartelisten der Zentren, die Hilfe anbieten,sind lang und das nachhaltige Bemühen der Politiker aller Parteien ist schwach entwickelt 5. In Deutschland gibt es bisher nur eine Handvoll Therapieangebote für Homophile, eins davon in Gießen.Wir reden übrigens von einer geschätzten Zahl von 250 Tausend Menschen mit dieser Neigung . Das Fazit könnte lauten: Oberstes Ziel muss der Schutz der Kinder vor Übergriffen sein. Pornographie mit Kindern und ihre Verbreitung ist eine Straftat und muss es bleiben, genau wie der Gewinn bringende Handel mit Bildern nackter Minderjähriger. Dennoch - Missbrauch findet primär im familiären Umfeld statt, wird in Vereinen und Institutionen von Menschen begangen, die unverdächtig erscheinen. Er ist kein Kavaliersdelikt. Der Rechtsstaat ist gefordert, nach wissenschaftlich fundierten Kriterien Maßnahmen für Aufklärung, Prävention und für die Therapie für Opfer und Täter zu intensivieren. Die Privatsphäre muss dabei so weit wie möglich geschützt werden. Wir brauchen keine Renaissance des Prangers.



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